Dienstag, 12. Februar 2013

Arbeitszeiten und Zitronenfalter

Eine Gruppe linker Wissenschaftler und Gewerkschafter wünschte sich jetzt öffentlich die Einführung der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Kombiniert mit dem "bedingungslosen Grundeinkommen" und anderen sozialen Wohltaten, die von Linkspartei, Grünen, Piraten und Teilen der SPD gefordert werden, kämen wir damit der klassenlosen Gesellschaft der Faulenzer wieder einen großen Schritt näher. Wer ernsthaft glaubt, bei einer pauschalen Runterregelung der Arbeitszeit würden tatsächlich mehr und auch noch produktive Arbeitsverhältnisse entstehen, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten. Die Folge wird nur sein, dass die Produktivität zurückgeht, die Konkurrenzfähigkeit in der globalen Wettbewerbsgesellschaft verloren geht und der Wohlstand zur Wohlfahrt wird.Wer solche gesellschaftlichen Modelle kommuniziert, handelt nach dem Prinzip "Nach mir die Sintflut". Dabei stehen wir in der Tat vor der wichtigen Frage, wie wir die tariflichen Arbeitszeitregelungen an die gesellschaftlichen Realitäten anpassen. Bisher habe ich da wenig kreative Bewegung gesehen, weder auf Seiten der Gewerkschaften noch auf Seiten der Arbeitgeber. Wo wurden denn neue Arbeitszeitmodelle in den vergangenen Jahren ernsthaft diskutiert, ausgehandelt und unterschrieben? Dabei gibt es schon aus den 1980er Jahren interessante Ideen, aus denen auch etwas wurde. Ich erinnere an den Manteltarifvertrag für den Privaten Rundfunk, der letztes Jahr bis 2016 verlängert wurde. Dort wurde z.B. eine Rahmenarbeitszeit (§ 7) vereinbart, die sich durchaus auch auf andere Branchen übertragen ließe: "Die Rahmenarbeitszeit soll innerhalb von drei Monaten, muß jedoch längstens innerhalb von sechs Monaten eingehalten werden. Auf Wunsch einer Arbeitnehmerin bzw. eines Arbeitnehmers und mit Zustimmung des Arbeitgebers kann in begründeten Fällen die Frist über den Zeitraum von sechs Monaten hinaus verlängert werden." Die Rahmenarbeitszeit beträgt 38 Stunden. Überstunden MÜSSEN in Freizeit innerhalb von 3 Monaten ausgeglichen werden. Vielleicht sollten sich die vermeintlichen Wohltäter von heute einmal mit Vorschlägen von gestern beschäftigen. Schon vor 25 Jahren konnten manche Bäcker gute Brötchen backen, meint der Brötchendienst.

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